07.02.2017

Fortsetzung der Vernehmung Prof. Saß – erfolgloser Kampf um die Notizen

Erfolglos verlief heute der Versuch der AltverteidigerInnen der Angeklagten Zschäpe, alle handschriftlichen Notizen des Sachverständigen Prof. Saß ins Verfahren zu bekommen. Nachdem zunächst der Vorsitzende noch einige Fragen an Prof. Saß gestellt hatte, waren die VerteidigerInnen erst einmal erstaunt, dass der Sachverständige die mehr als 700 Blatt Notizen nicht einfach mitgebracht hatte. Der Vorsitzende hatte vor zwei Wochen nach Saß‘ Hinweis, er habe seine Notizen nicht dabei, und der Angabe der Verteidigung, sie hätten dann jetzt keine Fragen mehr, den Sachverständigen selbst befragt und dann für diese Woche erneut geladen – daraus hatten Heer, Stahl und Sturm anscheinend geschlossen, er habe dann natürlich seine Notizen mitzubringen. Saß allerdings hatte die Unterlagen auch diesmal zu Hause gelassen und verwies darauf, dass er alle wesentlichen Beobachtungen in sein Gutachten aufgenommen habe – tatsächlich hatte er sowohl beim letzten Mal als auch heute sehr ausführlich seine Beobachtungen von Zschäpes Verhalten im Sitzungssaal geschildert.

Die AltverteidigerInnen waren augenscheinlich nicht in der Lage, Saß mit etwaigen Lücken in seinen Schilderungen zu konfrontieren – es entsteht der Eindruck, dass ihnen solche auch gar nicht aufgefallen sind. Damit zeigten sich Heer, Stahl und Sturm hier einmal mehr passiv und auf Formalitäten bedacht, stellten lange Anträge auf Unterstützung des Gerichts bei der Herbeischaffung von Nebensächlichem – anstatt selbst aktiv und kämpferisch die konkrete Auseinandersetzung, hier um den Inhalt von Saß‘ Gutachten, aufzunehmen. Diese Form der Verteidigung ist in einem politischen Strafverfahren vor einem Oberlandesgericht genau wenig erfolgversprechend wie der Versuch von Zschäpes neuen Verteidigern, sich mit windigen Geschichten herauszureden.

Am Ende beantragten die Altverteidiger, Saß anzuweisen, Auskunft aus seinen Notizen zu erteilen. Diesen Antrag wird das Gericht morgen früh ablehnen. Die Befragung des Sachverständigen könnte damit an den nächsten beiden Tagen abgeschlossen werden.