16.04.2014

Leugnen und Verharmlosen, Teil VI – Jana J.

Heute wurde die Zeugin Jana J., die 1996-200 eng mit André Kapke und auch mit Carsten Schultze befreundet und so mit der Jenaer Nazi-Szene verbunden war, weiter vernommen (vgl. zu ihrer ersten Vernehmung den Bericht vom 13.03.2014).

Die Zeugin sagt, sie habe sich ab 2000 von der Nazi-Szene abgewandt. Sie blieb aber bei der Strategie aus der letzten Sitzung, ihre damaligen Aktivitäten und die ihrer Freunde aus der Nazi-Szene zu verharmlosen und/oder sich nicht mehr erinnern zu wollen. Sich selbst stellte sie als unbedeutend dar – und das, obwohl sie mit Kapke bei einer Vielzahl von bedeutsamen Treffen war. Die Nazi-Szene Jenas sieht sie auch heute in erster Linie als Opfer von „Verfolgung“ durch Linke und den Staat.

2000 sei sie aus Jena weggezogen und habe als Saisonarbeiterin auf Borkum gearbeitet. Dort habe sie Besuch vom Verfassungsschutz bekommen, der u.a. Informationen über Kapke wollte. Sie habe das aber abgelehnt und Kapke „umgehend“ informiert.

Der Zeugin wurden u.a. diverse Verfassungsschutz-Dokumente und Zeugenaussagen vorgehalten, die ihre damalige Rolle betrafen – alles stritt sie ab oder wollte sich nicht erinnern: Sie stritt ab, dass Schultze mit ihr über seinen Kontakt zu „den Drei“ gesprochen hatte; sie stritt ab, dass sie sich 1998 von Kapke abgewandt habe, weil ihm Unterschlagung von Spenden für die „Drei“ vorgeworfen wurde; sie wollte sich nicht erinnern, dass Kapke und Ralf Wohlleben sie 2000 auf Borkum besucht hätten; sie wollte sich nicht an ein Treffen mit den THS-Führern Kapke, Tino Brandt und Mario Brehme erinnern, bei dem über eine Anfrage eines Stern-Reporters zu den „drei Flüchtigen aus Jena“ diskutiert wurde, sie wollte sich nicht erinnern, Schmiere gestanden zu haben, als Beate Zschäpe 1996 ein eine junge Frau angriff und verletzte.

J. wurde auch noch einmal auf die „Geburtstagszeitung“ für Kapke angesprochen. Sie hatte diese am 13.03. als satirische Reaktion auf staatliche Verfolgung geschildert, musste aber heute eingestehen, dass viele der Artikel so nicht ansatzweise erklärbar sind. So wurde ihr etwa der Artikel „Bewerber für die neue Tankstelle für Gas am Ettersberg!“ vorgelesen, der „die Umfunktionierung des KZ-Buchenwald in eine ‚Tankstelle‘ für Gas“ darstellte und Mundlos, Gerlach und Kapke als neue „sympathische“ Betreiber von „Gas für alle“ beschrieb.

Der Zeugin wurden auch Ausschnitte aus einem BBC-Fernsehinterview mit der THS-Führung aus dem Jahre 1998 vorgespielt, bei dem sie auch anwesend war. Dort bezeichnete einer ihrer „Kameraden“ die multikulturelle Gesellschaft als „Volksvernichtung“ – eine Einstellung, die sie noch heute mit André Kapke in Verbindung bringt. An die Übergabe des „Pogromly“-Spiels an den Journalisten – die in dem Fernsehausschnitt auch dokumentiert ist – wollte sie sich wiederum nicht erinnern.