03.02.2015

Zeugen der Verteidigung Wohlleben – keine Entlastung in Sicht

Heute wurden die ersten beiden Zeugen aus dem Umfeld von „Blood & Honour“ Sachsen gehört, die die Verteidigung Wohlleben in ihren Anträgen vom 13.01.2015 benannt hat. Diese Zeugen sollen aussagen, dass in Sachsen und speziell in Chemnitz in den 90er-Jahren Waffen verfügbar waren, dass Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos sich frei in der Szene bewegten und an Treffen teilnahmen und dass die drei erst unter Einfluss von „B&H“ Sachsen ihre Radikalisierung zum NSU durchgemacht haben. Sie sollen weiter aussagen, dass der Angeklagte Wohlleben keinerlei Bezug zu „B&H“ Sachsen und daher keine zentrale Stellung im Unterstützerkreis des NSU innehatte.

Die beiden heutigen Zeugen haben diese Behauptung nicht untermauert, im Gegenteil: Der erste Zeuge, der auf seinem Facebook-Profil unter einem Spruch „Saufen macht frei“ seine innere Einstellung nach außen trägt, gab zwar an, vor allem Zschäpe bereits Anfang der 90er-Jahre kennengelernt und nach dem Abtauchen mehrfach in Chemnitz getroffen zu haben. Viel mehr war aber nicht zu erfahren, der Zeuge berief sich wie viele Nazi-Zeugen vor ihm auf angebliche Erinnerungslücken. Er wird nochmals anreisen müssen, da zwei Protokolle von seinen polizeilichen Vernehmungen bislang nicht in den Akten sind.

Der zweite Zeuge, der bereits 1994 die Naziszene verlassen hat, schilderte, dass nach dem Abzug der Roten Armee viele Waffen verkauft wurden, dass er an Schießübungen teilgenommen hatte und auch gemeinsam mit „B&H“-Mitgliedern an einem versuchten Angriff von 250 Personen auf ein Asylaufnahmelager, bei dem auch Molotowcocktails geworfen wurden. Angaben, die die Thesen der Wohlleben-Verteidigung stützen könnten, machte er allerdings auch nicht.