12./13.6.2013

Weitere Befragung des Angeklagten Carsten Schultze

Nachdem die Befragung des Angeklagten Carsten Schultze am Dienstag neue Erkenntnisse zu mindestens einem weiteren Anschlag des NSU, aber auch zum Angeklagten Wohlleben und zum Umgang von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos mit Informationen über die Anschläge ergeben hatte, verlief die Befragung am 12. und 13. Juni weitestgehend ergebnislos. Für eine gewisse Aufregung sorgte allerdings Schultzes Weigerung, Fragen der Verteidigung Wohlleben zu beantworten. Dies begründete Schultze sehr emotional: die Verteidigung Wohlleben habe gegenüber dem Gericht „Waffengleichheit“ gefordert, diese fordere er nun auch von diesem. Er habe sich „nackig“ gemacht. Wohlleben solle auch vollständig aussagen, erst dann würde er Fragen von dessen Verteidigung beantworten.

Wie „nackig“ sich der Angeklagte Schultze tatsächlich gemacht hat, ist auch nach drei Tagen Befragung noch unklar. Sicherlich ist es ihm sehr schwer gefallen, zu schildern, dass er bereits vor Übergabe der Ceska an Böhnhardt und Mundlos wusste, dass diese einen Sprengstoffanschlag verübt hatten. Auch das Eingeständnis, dass die Drei zu diesem Zeitpunkt bereits über Schusswaffen verfügten, seine Ceska mit Schalldämpfer also keineswegs für Banküberfälle notwendig war, ist ihm sehr schwer gefallen – immerhin macht dies deutlich, dass die Verwendung der Waffe als reine Mordwaffe offensichtlich war.

An anderen Punkten verschließt sich Schultze allerdings vehement. Er sei kein Rassist gewesen, auch wenn sie „Afrika den Affen“ skandiert hätten. Er habe keine ablehnende Haltung gegenüber türkischen Menschen gehabt. Er sei zwar dabei gewesen, als „Zecken“ verprügelt wurden, er habe auch mitgemacht und Wohlleben habe bei einem dieser Überfälle auch einem Opfer mehrfach ins Gesicht getreten – aber seine eigene Motivation für diese Gewalt lässt er im Dunkeln. Ideologie, Inhalte und Diskussionen, alles habe er verdrängt oder vergessen. Wenn Schultze ausführt, irgendeine Theorie zum bewaffneten Kampf habe es wohl gegeben, er könne sich aber nicht daran erinnern, nachdem er nur wenige Minuten zuvor beschrieben hat, wie er eine Mordwaffe mit Schalldämpfer gekauft und übergeben hat, wird deutlich, dass er immer noch vieles zurück hält.

Am Dienstag dem 18. Juni wird die Befragung Schultzes durch die Nebenklage fortgesetzt.