11.12.2014

Wie der NSU Anschlagsziele ausspähte

Heute wurden zwei Polizeibeamte vernommen. Der erste hatte eine CD mit Bildern, die im Brandschutt der NSU-Wohnung in der Frühlingstraße in Zwickau gefunden wurde, ausgewertet. Darauf war eine Person (sehr wahrscheinlich Uwe Böhnhardt) zu sehen, der mit Fahrrad vor zwei möglichen Anschlagsobjekten in Stuttgart – einem türkischen Grillimbiss und einem Lebensmittelgeschäft – steht. Für einen Beobachter muss das Ganze so ausgesehen haben, als werden hier Urlaubs-Schnappschüsse gemacht, tatsächlich handelte es sich aber augenscheinlich um den Versuch, diese Objekte samt Anfahrts- und Fluchtwegen festzuhalten. Beide Ziele passen genau in das Muster der NSU-Anschläge – kleine, von türkeistämmigen Menschen betriebene Geschäfte und Imbisse in der Nähe von Bahnhöfen bzw. Ausfallstraßen.

Auf den folgenden Fotos ist das Klingelschild der SPD-Geschäftsstelle in Hof/Bayern zu sehen, gefolgt von einem etwa 2 Stunden später aufgenommenen Bild, das Böhnhardt und Zschäpe in einer Wohnung zeigt. Wie die Nebenklage richtig anmerkte, handelt es sich hierbei jedenfalls um ein gewichtiges Indiz für eine Beteiligung Zschäpes an der Ausspähung von Anschlagszielen.
Aus den Akten ergibt sich auch, wie das BKA mit diesen Daten weiter umgegangen ist: einer der ersten Ermittlungsschritte war – wohlgemerkt nach Aufdeckung des NSU im Herbst 2011 –, zu überprüfen, ob gegen die Betreiber_innen der Objekte polizeiliche Erkenntnisse vorliegen. Allerdings war der heutige Zeuge hiermit nicht befasst, konnte also dazu keine Informationen geben.

Zum Schluss des Sitzungstages wurde die Vernehmung des Polizeibeamten aus Thüringen zu Ende geführt, der bereits am 27.11.2014 ausgesagt hatte. Er hatte 1996 Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben als Beschuldigte vernommen, hatte aber gar keine Erinnerung mehr daran.