22.09.2015

Die Mühen der Ebene: Details zur Asservatenauswertung

Der heutige Verhandlungstag war kurz, geladen waren nur drei PolizistInnen:
Die erste Zeugin, eine BKA-Beamtin, hatte eine in der Frühlingsstraße gefundene Postkarte ausgewertet. Diese wurde etwa ein halbes Jahr vor dem Mord an Mehmet Kubaşik in Dortmund von Dortmund aus an die Wohnung in der Frühlingsstraße versandt, der banale Inhalt „Viele liebe Güße das Wetter ist schön Tschüß“ stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von Uwe Böhnhardt. Der Tag korrespondiert mit einer Anmietung eines Wohnwagens, am Folgetag wurde eine Liste möglicher Anschlagsziele in Dortmund erstellt, mit Anmerkungen wie „gutes Objekt und geeigneter Inhaber“. Anscheinend hatten Mundlos und Böhnhardt also bei ihren Ausspähungen von Mordopfern in Dortmund noch Zeit, Zschäpe in Zwickau eine Postkarte mit einem Elefantenbaby zu schicken.

Es folgte ein Thüringer Polizeibeamter, der 1997 zwei Vermerke mit Erkenntnissen zu Böhnhardt und Mundlos geschrieben hatte – heute konnte er sich allerdings an deren Inhalte nicht mehr erinnern, sondern nur daran, dass er sie geschrieben hatte.

Der dritte Zeuge schließlich, ein Beamter des BKA, berichtete über recht aufwändige Ermittlungen zu einem Parkschein, der am 4.11.2011 im Wohnmobil in Eisenach gefunden wurde. Demnach parkte das Fahrzeug am 25.10.2011 in Leipzig, ganz in der Nähe eines Krankenhauses, in dem der Angeklagte Eminger zu diesem Zeitpunkt behandelt wurde. Dieser wurde also anscheinend vom Trio besucht – ein weiterer Beleg für die bis zuletzt enge Verbindung André Emingers zu Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt. Dass auch diese Ermittlungen erst auf Antrag der Nebenklage geführt wurden, scheint inzwischen fast selbstverständlich. Trotzdem muss darauf hingewiesen, dass auch in diesem Fall sowohl BKA als auch GBA keine Notwendigkeit sahen, einer Spur nachzugehen. Das Ziel, das Trio als abgeschottete Gruppe darzustellen scheint den Strafverfolgungsbehörden wichtiger zu sein, als die Verurteilung des Mitangeklagten Eminger.

Den Ladungslisten für die nächsten Wochen zu Folge wird es mit der Beweisaufnahme noch eine ganze Weile so weitergehen – alleine die Beweisaufnahme zur Auswertung des in der Frühlingsstraße gefundenen Kartenmaterials wird wohl mehrere Tage in Anspruch nehmen.
Morgen und übermorgen wird ein Sachverständiger berichten, der Gutachten zu DNA-Spuren an diversen Beweismitteln erstellt hat – wir werden am Donnerstag zusammenfassend berichten.