Schlagwort-Archive: Kameradschaft Jena

16.09.2015

Zur frühen Zeit der Kameradschaft Jena

Einziger Zeuge heute war Tom Turner, der mit dem Trio, Wohlleben, Gerlach und anderen die Kameradschaft Jena gegründet hatte, dann aber nach einigen Monaten ausgetreten war, weil ihm die ernsthaften Strukturen in der Kameradschaft zu eng wurden und er sich lieber seiner Skinhead-Band widmen wollte. Turner war schon mehrfach geladen, aber bisher nie erschienen, hatte sich beim letzten Anlauf krank gemeldet. Heute erschien er und sagte auch recht umfassend aus. Seine Vernehmung wurde allerdings am frühen Nachmittag unterbrochen und wird im Oktober fortgesetzt.

Turner hatte schon bei der Polizei recht ausführlich zu den ideologischen Grundlagen der Kameradschaft Jena ausgesagt. Demzufolge war Mundlos ein überzeugter und unerbittlicher Nationalsozialist, der bei politischen Themen kein Einlenken kannte, Böhnhardt hatte einen „Waffentick“ und neigte schon damals zu Gewalttätigkeiten. Auch Beate Zschäpe war „natürlich“ von Anfang an dabei, auch wenn sie sich damals nicht mit inhaltlichen Statements hervortat. Weiterlesen

21.11.2013

Lügen und Verharmlosen II – Die Vernehmung des André Kapke

Heute wurde André Kapke vernommen. Kapke ist – das ergibt sich schon aus seiner Vorstrafenliste – ein äußerst gewaltbereiter Neonazi und war seit Mitte der 1990er einer der engsten Vertrauten von Ralf Wohlleben, Holger Gerlach und „den Drei.“ Er wurde begleitet von Rechtsanwalt Waldschmidt, einem hessischen NPD-Funktionär, als Zeugenbeistand.

Vor Gericht war er deutlich bemüht, Zschäpe und Wohlleben zu schonen – gefragt, was Zschäpes politische Positionen waren, gab er vor, sich nur an Diskussionen zum Thema Gorleben, Atomkraft und Atommüll erinnern zu können. Nicht nur die NebenklägervertreterInnen, sondern auch das Gericht kaufte ihm das augenscheinlich nicht ab. Gleiches galt für seine Versuche, Ralf Wohlleben als „Friedensengel“ der Jenaer Naziszene darzustellen.

Ansonsten versuchte er, sich und seine Kameraden vor allem als Opfer von „Linksautonomen“ und Polizei darzustellen. Soweit es um die Ideologie der „Kameradschaft Jena“ und des „Thüringer Heimatschutzes“ oder um seine eigene Rolle, auch nach dem Untertauchen der „Drei“, ging, wollte sich Kapke an fast nichts erinnern können. Dann rutschte ihm aber ein Satz raus, der seine wahre Ideologie verriet: Nach der „Ausländerpolitik“ der Jenaer Naziszene befragt, erwiderte er, „wenn Sie was gegen Unkraut machen, dann zupfen Sie unten zwei, drei Blätter, sondern da fangen Sie an der Wurzel an.“

Danach folgten weitere Erinnerungslücken. Der Vorsitzende Richter Götzl wurde zusehends ungehalten – und traf damit die Stimmung im Gerichtssaal. Gegen 16 Uhr unterbrach er die Vernehmung Kapkes, sie wird am letzten Verhandlungstag vor der Weihnachtspause fortgesetzt.