15.04.2015

Zu den Banküberfällen in Stralsund, noch ein „vergesslicher“ Nazi-Zeuge, und zur Ideologie von Mundlos und Böhnhardt

Zunächst schilderte ein weiterer Betroffener den Banküberfall in Stralsund am 18.01.2007. Bei diesem und dem Überfall am 7.11.2006 wurden insgesamt mehr als 250.000 € erbeutet, konnte ein Stralsunder Kriminalbeamter berichten. Ein BKA-Beamter berichtete anschließend, er habe die Aufnahmen aus den Überwachungskameras mit Bildern von Asservaten aus dem ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach und der Wohnung in der Zwickauer Frühlingsstraße verglichen. Zahlreiche Übereinstimmungen, auch durch DNA-Untersuchungen gestützt, lassen demnach den sicheren Schluss zu, dass die Überfälle von Mundlos und Böhnhardt begangen wurden. Insbesondere die verwendeten Waffen, die auffälligen Masken und Handschuhe sowie gefundene Geldscheine mit Banderolen zeigen vielfältige und eindeutige Übereinstimmungen. In der Frühlingsstraße sei zudem ein Ausschnitt eines Stadtplanes, auf dem die Bank eingezeichnet war, sowie eine Skizze der Räumlichkeiten gefunden worden.

Danach kam ein weiterer Nazizeuge aus der Kategorie unverschämt-vergesslich. Aus zahlreichen Vernehmungen mit dem Zeugen ist bekannt, dass dieser in Chemnitz und Ludwigsburg gelebt hatte und Kontaktperson für Neonazis aus Baden-Württemberg nach Sachsen war. All dies leugnete er stur. Auch in diesem Fall wird die Zukunft zeigen, wie diese dreiste Falschaussage irgendwann strafrechtlich geahndet wird. Es entsteht der Eindruck, als lassen sich das Gericht und die Bundesanwaltschaft von den Nazi-Zeugen auf der Nase herumtanzen.

Danach sagte ein Jugendfreund von Uwe Mundlos aus, der noch kurz vor Mundlos‘ Untertauchen Kontakt zu ihm hatte. Mundlos hatte ihm erzählt, dass er an der Aktion mit dem Koffer auf dem Theaterplatz beteiligt war, dass er befürchte, in Haft zu gehen, und dass er sich dem durch Untertauchen entziehen wolle. Der letzte Kontakt sei über den Angeklagten Wohlleben erfolgt, der nach Mundlos Untertauchen dessen Mountainbike vorbeigebracht hatte mit der Bitte, dieses zu verkaufen. Der Zeuge bestätigte die bekannten Angaben über den fanatischen Nationalsozialismus von Mundlos und Böhnhardt.

Mundlos sei ein Verfechter der Ideen von Rudolf Hess gewesen. Die Bevölkerungsgruppen, die auch im historischen NS am Pranger standen, sollten in seinem „sauberen Deutschland“ keinen Platz haben. Das gleiche habe auch Uwe Böhnhardt vertreten. Böhnhardt sei ein Freund individueller Bewaffnung gewesen; Mundlos habe erzählt, Böhnhardt sei auch gerne zum Einsatz der Waffen bereit gewesen. Auffällig sei sein „unerbittliches Auftreten“ gewesen.