Schlagwort-Archive: Böhnhardt

31.05.2016

Zum Urlaub von Böhnhardt, Zschäpe und Mundlos nach dem Keupstraßen-Anschlag

Heute sagten drei Zeugen aus zu dem Urlaub, den Böhnhardt, Zschäpe und Mundlos im Sommer 2004, wenige Wochen nach dem Nagelbombenanschlag in der Keupstraße in Köln, in Norddeutschland verbrachten. Beate Zschäpe hatte behauptet, nach dem Anschlag sei die Stimmung zwischen ihr und den Männern eisig geworden – in der Frühlingsstraße gefundene Bilder des Urlaubs zeigen dagegen eine entspannt-fröhliche Stimmung aller Drei. Heute wurden – sozusagen zur Abrundung der Beweisaufnahme hierzu – ein Campingplatzbetreiber und zwei Polizeibeamte vernommen, die Unterlagen ausgewertet hatten.

16.03.2016

Praktische Entschwörung im Gerichtssaal, und weitere Geschichten von der Verteidigung Zschäpe

Der Tag begann mit Aussagen mehrerer Polizeibeamtinnen zu den Waffen, die in der Frühlingsstraße 26 und im Wohnmobil in Eisenach gefunden wurden. Dabei wurden auch praktische Beiträge zur Ausräumung von Verschwörungstheorien geleistet, konkret zu der, es sei keine Hirnmasse von Böhnhardt und Mundlos im Wohnmobil gefunden worden, was zeige, dass sie anderswo ermordet worden seien: auf Frage der Verteidigung Wohlleben gab ein Beamter der Tatortgruppe an, er habe „viel Hirnmasse und viel Blut“ im Wohnmobil gesehen.

Auch die von der Verteidigung Wohlleben immer wieder angedeutete These, die Mordwaffe Ceska sei von Dritten in den Brandschutt der Frühlingsstraße eingebracht worden, wurde erneut widerlegt: Weiterlesen

15.04.2015

Zu den Banküberfällen in Stralsund, noch ein „vergesslicher“ Nazi-Zeuge, und zur Ideologie von Mundlos und Böhnhardt

Zunächst schilderte ein weiterer Betroffener den Banküberfall in Stralsund am 18.01.2007. Bei diesem und dem Überfall am 7.11.2006 wurden insgesamt mehr als 250.000 € erbeutet, konnte ein Stralsunder Kriminalbeamter berichten. Ein BKA-Beamter berichtete anschließend, er habe die Aufnahmen aus den Überwachungskameras mit Bildern von Asservaten aus dem ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach und der Wohnung in der Zwickauer Frühlingsstraße verglichen. Zahlreiche Übereinstimmungen, auch durch DNA-Untersuchungen gestützt, lassen demnach den sicheren Schluss zu, dass die Überfälle von Mundlos und Böhnhardt begangen wurden. Insbesondere die verwendeten Waffen, die auffälligen Masken und Handschuhe sowie gefundene Geldscheine mit Banderolen zeigen vielfältige und eindeutige Übereinstimmungen. In der Frühlingsstraße sei zudem ein Ausschnitt eines Stadtplanes, auf dem die Bank eingezeichnet war, sowie eine Skizze der Räumlichkeiten gefunden worden.

Danach kam ein weiterer Nazizeuge aus der Kategorie unverschämt-vergesslich. Aus zahlreichen Vernehmungen mit dem Zeugen ist bekannt, dass dieser in Chemnitz und Ludwigsburg gelebt hatte und Kontaktperson für Neonazis aus Baden-Württemberg nach Sachsen war. All dies leugnete er stur. Auch in diesem Fall wird die Zukunft zeigen, wie diese Weiterlesen

09.07.2014

Mühsame Befragung zu Böhnhardt

Zunächst sollte heute Morgen Matthias Dienelt befragt werden, der über insgesamt 7 Jahre Wohnungen für den NSU angemietet hatte, zunächst in der Polenzstraße, später in der Frühlingsstraße. Gegen Dienelt läuft immer noch ein Strafverfahren wegen Unterstützung des NSU, insofern verweigerte er erwartungsgemäß die Aussage.

Daher wurde in direktem Anschluss ein Polizeibeamter aus Chemnitz befragt, der Dienelt kurz nach dem Brand in der Frühlingsstraße vernommen hatte. Dieser hatte damals angegeben, über seinen Freund André Eminger einen Max Florian B. kennengelernt zu haben und für diesen nacheinander die beiden Wohnungen angemietet zu haben. B. habe ihm gesagt, er könne wegen Schulden keinen Mietvertrag unterschreiben. In beiden Wohnungen habe er ein Zimmer gehabt, aber nur selten dort geschlafen. Zuletzt habe er etliche Monate nicht mehr in der Frühlingsstraße geschlafen.

Zutreffend hatte Dienelt Mundlos, Zschäpe und Böhnhardt als Lise, Mac und Gerry beschrieben. Seine sonstige Geschichte ist wenig glaubhaft, so dass seine Aussageverweigerung konsequent ist. Es spricht vielmehr alles dafür, dass Dienelt sehr genau wusste, für wen und warum er die Wohnung anmietete. Dienelt war zusammen mit André Eminger in ihrer Heimatstadt Johanngeorgenstadt auch politisch in der Naziszene aktiv.

Danach wurde der Bruder von Uwe Böhnhardt vernommen. Dieser beschrieb sein nicht besonders enges Verhältnis zu seinem Bruder, dessen Identifikation mit der Naziszene und schließlich sein Abtauchen. En wirklich enges Verhältnis hatte offensichtlich nur während der Kindheit bestanden, später nahm er den Nazi-Bruder in SA-Uniform eher als Belastung für das eigene Leben wahr.

Die Nebenklage stellte anschließend einen umfangreichen Beweisantrag zur Verbindung von André Eminger zu den sogenannten Hammerskins, einer Organisation, die wie „Blood and Honour“ mittels Musik und Konzerten Naziideologie und Terrorkonzepte propagiert. Eminger hatte gemeinsam mit seinem Bruder Maik eine Gruppe „Weisse Bruderschaft Erzgebirge“ aufgebaut, die ideologisch und personell eng mit den Hammerskins verbunden war und die die von amerikanischen Naziterroristen in ihren „14 Words“ aufgestellte Forderung „We must secure the existence of our people and a future for White children.“(Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft für die weißen Kinder sichern.) als quasi-religiöse Losung verbreitet.

06.09.2013

Zeugin identifiziert Böhnhardt und Mundlos als Mörder von İsmail Yaşar

Eine beachtliche Zeugenleistung lieferte heute eine Bäckereifachverkäuferin, die vermutlich direkt nach dem Mord an Ismail Yasar an dessen Dönerladen vorbeigekommen war und dort zwei Fahrradfahrer gesehen hatte. Der eine der beiden war gerade dabei, dem anderen einen in einer Plastiktüte verpackten, ca. 20 cm langen Gegenstand in den Rucksack zu packen. Das könnte die Tatwaffe gewesen sein. Die Zeugin hatte sich in dieser Situation gewundert, warum der Inhaber des Dönerladens nicht zu sehen war.

Die Zeugin hatte dies schon in ihrer ersten Vernehmung geschildert und dabei darauf hingewiesen, dass es sich bei den Fahrradfahrern eindeutig nicht um Südeuropäer gehandelt hatte. Trotzdem waren ihr bei einer ersten Lichtbildvorlage viele Bilder türkischstämmiger Männer gezeigt worden.

Die Zeugin hatte auch eine erhebliche Ähnlichkeit der beiden Bombenleger, die auf den Filmaufnahmen aus der Kölner Keupstraße zu erkennen waren, mit den Fahrradfahrern in Nürnberg festgestellt. Nach Aufdeckung des NSU stellte die Zeugin eine große Ähnlichkeit zwischen Böhnhardt und Mundlos und den Fahrradfahrern vor dem Dönerladen des Ismail Yasar fest.

Die weiteren Zeugenvernehmungen waren insgesamt wenig ergiebig.

Der Prozess wird am 17./18./19. September fortgesetzt.