Schlagwort-Archive: Nürnberg

17.12.2014

Zum wohl ersten Bombenanschlag des NSU in Nürnberg – und zu theoretischen Grundlagen für das Vorgehen des NSU.

Heute sagte ein Kriminalbeamter des LKA Bayern zu einem Sprengstoffanschlag in Nürnberg im Juni 1999 aus. Dort hatte der türkeistämmige Betreiber einer Gaststätte beim Saubermachen eine Taschenlampe gefunden, die in seinen Händen explodiert war. In der Lampe befand sich ein mit Schwarzpulver gefülltes Metallrohr, das eingesägt worden war, um bei der Explosion zu zersplittern und so besonders schwere Verletzungen zu verursachen – dass solche schweren Verletzungen nicht eintraten, dürfte nur der Tatsache geschuldet sein, dass bei der Explosion die Verschlussstopfen abgesprengt wurden.

Die Polizei hatte sich auch bei diesem Anschlag von der ersten Meldung an darauf festgelegt, ein politischer Hintergrund sei nicht erkennbar. Der Beamte berichtete heute zwar, der Staatsschutz sei eingeschaltet worden, er konnte aber keinerlei Informationen dazu mitteilen, welche Ermittlungen dieser denn angestellt habe. Zudem wurde die Tat als fahrlässige Körperverletzung eingestuft – wie man fahrlässig eine Bombe in eine Taschenlampenattrappe Weiterlesen

22.10.2013

War Beate Zschäpe auch in Nürnberg am Tatort?

Der Verhandlungstag wurde eingeleitet mit der Aussage einer Zeugin, die angab, Beate Zschäpe am Tag des Mordes an Ismail Yaşar in Nürnberg in unmittelbarer Nähe des Tatortes gesehen zu haben. Außerdem hat sie auf einem Spielplatz, ebenfalls ganz in der Nähe von Yaşars Dönerstand, zwei junge Männer mit Fahrrädern gesehen, auf die die Beschreibung von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos passt – Mundlos hat sie Jahre später anhand eines Fotos als jedenfalls sehr ähnlich aussehend wiedererkannt. Die Zeugin konnte sich heute – acht Jahre nach der Tat – an bestimmte Einzelheiten nicht mehr erinnern und fand Teile des Protokolls ihrer ersten Vernehmung sogar falsch. Im Kern, nämlich darin, dass sie Zschäpe und die zwei Männer gesehen hat, war sie sich jedoch sicher und konnte auch im Einzelnen begründen, warum sie sich die Begegnung gemerkt hat.

Auch diese Zeugenaussage wird alleine nicht für eine Verurteilung Zschäpes wegen Mittäterschaft ausreichen. Aber auch diese Aussage kann ein wichtiges Indiz für eine Täterschaft Zschäpes sein, vor allem zusammen mit weiteren Beweismitteln aus den letzten Wochen, wie der Aussage der Dortmunder Zeugin, die angibt, Zschäpe kurz vor der Tat in Dortmund gesehen zu haben, und dem Telefonat von einer Telefonzelle in Zwickau mit dem Mobiltelefon der Mörder in München.

Ein Autovermieter aus Zwickau bestätigte, dass Uwe Böhnhardt über Jahre immer wieder Fahrzeuge bei ihm gemietet hatte, und zwar sowohl VW-Busse für Urlaubsreisen als auch andere Autos über kürzere Zeiträume. Ermittlungen der Kriminalpolizei hatten ergeben, dass diese Mietzeiten mit den Taten der NSU übereinstimmten. Böhnhardt hatte sich als Holger Gerlach vorgestellt und hatte auch einen Führerschein auf diesen Namen dabei. Bei einigen Gelegenheiten wurde er von Beate Zschäpe begleitet.

Die Nebenklage Yozgat beantragte, weitere Ermittlungen zu dem Verfassungsschutzmitarbeiter Temme aus Kassel durchzuführen: Im Brandschutt der Frühlingsstraße war u.a. ein Stadtplan von Kassel gefunden worden, auf dem mögliche Anschlagsziele markiert worden sind – alle Ziele bis auf eines lagen an Wegstrecken, die Temme damals häufig gefahren ist. Dieser Antrag zeigt erneut, dass, wie von Rechtsanwältin Basay für die Nebenklage Şimşek beantragt, die Akte der Ermittlungen gegen Temme dringend zum Verfahren in München beigezogen werden muss.

05.09.2013

Erster Tag nach der Sommerpause

Der erste Verhandlungstag nach der Sommerpause verlief ohne besondere Ereignisse. Zunächst wurde ein weiterer Polizeibeamter des Bundeskriminalamtes gehört. Dieser hatte Gerlach bei einer Ausfahrt nach Zwickau begleitet, wo dieser die Wohnung suchte und zeigte, in der er die von ihm besorgte Waffe übergeben hatte. Der Beamte bestätigte dieses Geschehen auf Fragen des Vorsitzenden.

In Vorbereitung der weiteren Befragungen von ZeugInnen, die an den verschiedenen Tatorten die mutmaßlichen Täter auf Fahrrädern gesehen hatten, wurden eine Fernsehsendung mit einem Fahndungsaufruf nach Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos, Videos einer Überwachungskamera in der Kölner Keupstraße vom Tag des Bombenanschlages, auf denen die beiden Täter mit Fahrrädern zu sehen sind, und Bilder des Brandes in der Zwickauer Frühlingstrasse gezeigt.

Eine Zeugin aus Nürnberg bestätigte, dass sie direkt vor der Ermordung von İsmail Yaşar zwei schwarz gekleidete Männer auf Fahrrädern in direkter Nähe des Tatortes gesehen habe. Einer der beiden habe sie „fixiert“, sie habe Angst bekommen. Beim Wegfahren habe sie vier oder fünf Schüsse gehört, dies aber schnell verdrängt, weil sie gedacht habe, es könnten auch Geräusche von spielenden Kindern gewesen sein.

Bei einer ersten polizeilichen Befragung habe sie den einen Täter als „Südländer“ beschrieben, am nächsten Tag aber nochmals bei der Polizei angerufen und mitgeteilt, der Mann sei stark gebräunt gewesen.