17.05.2018

Plädoyer von RA Nahrath: schrecklicher Verdacht: War Hitler gar kein Antisemit?

Nachdem Rechtsanwalt Klemke sein Plädoyer heute beendet hatte, war als letzter der Wohlleben-Verteidiger Rechtsanwalt Nahrath an der Reihe. Viele hatten erwartet, dass Nahrath, immerhin der letzte Bundes-Führer der Wiking-Jugend, zum Abschluss der Verteidigungsplädoyers nochmal das ganz große Nazi-Feuerwerk abfeuern würde. Auch er selbst warnte vor dem zweiten Teil seines Plädoyers in einem Anflug von Klemke-artigem „Humor“, es sei „Betroffenen und Leidenden angeraten, lieber ihren nächsten Gutmenschen oder örtlichen Politkommissar aufzusuchen.“

Tatsächlich war sein Plädoyer aber vor allem lächerlich. Nahrath reihte etwa eine Viertelstunde lang Zitate von Größen des historischen Nationalsozialismus wie Hitler, Hess usw. sowie von Zeitgenossen dieser aneinander, um seine These von der Friedfertigkeit und Rechtstaatlichkeit des historischen Nationalsozialismus zu belegen – weil ja schließlich historisch bekannt ist, dass auch die historischen Nazis ihre Versprechen, natürlich nur mit legalen Mitteln und ohne Gewalt vorzugehen, bis zu ihrem plötzlichen Ende 1945 durchgängig eingehalten hatten.

So erwies sich Nahraths inszenierter Tabubruch als ziemlicher Rohrkrepierer. Und er machte am Ende noch einmal deutlich, wie wenig ernst die Beteuerungen der Verteidigung Wohlleben, von der Unschuld ihres Mandanten überzeugt zu sein, zu nehmen sind. Denn wenn man der wirren NS-Verteidigungsrede Nahraths überhaupt irgendein Argument entnehmen kann, dann doch eine interessante Parallele zu Wohlleben: ebenso wie Hitler und Co. in den heute aufgesagten Zitaten präsentierte sich Wohlleben immer als friedfertig, legalistisch und „alle Völker achtend“, und ebenso wie den historischen Nationalsozialisten ist ihm keine Silbe davon zu glauben.

Der Prozess geht jetzt in die Pfingsferien, es geht weiter am Dienstag, 5. Juni mit dem Plädoyer der Zschäpe-„AltverteidigerInnen“ Heer, Stahl und Sturm.